· 

Mein erstes Oeli-UG Seminar

Sabine Helmberger Foto:Sabine Helmberger
Sabine Helmberger Foto:Sabine Helmberger

Von Sabine Helmberger

 

Am Freitag geht es sofort nach der Schule zum Bahnhof in Salzburg. Eigentlich findet gerade der „Maturastreich“ der 8.Klassen an unserer Schule statt und gemeinsames Grillen mit den Achtklässlern wäre bei dem Wetter schon auch fein. Aber es hilft nichts. Seit meinem Schulantritt von vor 6 Jahre habe ich vor, mir die Oeli mal anzuschauen. Eigentlich kenne ich sie schon seit meiner Kindheit, aber mehr oder weniger nur über den dicht beschriebenen Kreidekreis, der zuhause im Zeitungsstoß lag. Dieses Wochenende ist es also soweit. Wie immer denke ich mir trotzdem kurz vor dem Wochenend-Seminar wieder – Warum nur habe ich mich da wieder angemeldet?! Es gäbe Schularbeiten vorzubereiten, Texte zu korrigieren, uvm. Aber jetzt bin ich trotzdem auf dem Weg nach Amstetten.

 

Im Schloss Zeillern, einem idyllischen Ort im niederösterreichischen Irgendwo werden an diesem Wochenende vor allem bildungspolitische und gewerkschaftliche aber auch sozialpolitische Themen mit Mitgliedern von Vorarlberg bis Wien diskutiert. Um 17:00 geht es los – und bis Sonntagmittag wird heftig diskutiert. Dazwischen ist ein externer Experte für einen Input geladen, dann wird wieder debattiert. Die Meinungsvielfalt wird gelebt, und allen DiskutantInnen ist gemein, dass sie diese Diversität ganz offensichtlich schätzen. Es wird zugehört und auf Argumente eingegangen - keine Selbstverständlichkeit in der österreichischen Diskurslandschaft.

 

Seit vielen Jahren hadere ich mit dem Schulsystem, den bildungspolitischen Entwicklungen und auch gesellschaftlichen Tendenzen. Als Geschichtelehrerin bin ich jedes Mal beim Unterrichten der Industrialisierung wieder tief bewegt, wie hart damals soziale Errungenschaften erkämpft werden mussten: Frauenrechte, Soziale Rechte, Arbeitsrechte und auch das Recht, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Wenn Kurz und Strache nun mit einem Programm, das ganz offensichtlich gegen den solidarischen Sozialstaat gerichtet ist, Wahlen gewinnen. Wenn sie in einem der sichersten Länder mit einer „Law-and-Order“-Politik Stimmen machen, dann ist etwas faul im „Staate Dänemark“. Dagegen waren die humanistischen Zugänge dieses Wochenendes „Stärken statt Strafen“, „Unterstützen statt Drohen“ und „Widerständig Sein“ eine wahre Wohltat und gehen eher in eine Zukunftsrichtung, die ich mir für unsere SchülerInnen, für mich und für unsere Gesellschaft wünsche.

 

Vielen Dank – bis zum nächsten Mal!
Sabine Helmberger, 32, ist Lehrerin in Salzburg.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Josef Gary Fuchsbauer (Donnerstag, 03 Mai 2018 13:41)

    Neben dem Einbringen unserer Gedanken in Gewerkschaft und Politik, neben dem Informieren der KollegInnen, habe ich dieses sich gegenseitig Staerken durch Austausch, Diskussion, Zuhoeren, ja auch Streiten, immer wieder als wohltuend in der OeLI erlebt. Ich fuerchte, wir werden uns gegenseitig im Widerstand gegen kommende Regierungsplaene noch mehr brauchen. Wir lernen im Gehen! Gemeinsam!